Perfekt passende Schutzhandschuhe

Wissenswelt-Team|6 Minuten Lesezeit

Ihre Hände sind unersetzlich

Auf den Anwendungszweck und die richtige Passform kommt es an. Nehmen Sie sich etwas Zeit, um den optimalen Handschuh auszuwählen, der Sie zuverlässig schützt und gleichzeitig einen guten Tragekomfort bietet.

Schutzhandschuhe gehören zur Persönlichen Schutzausrüstung (PSA). Der Gesetzgeber schreibt vor, bei welcher Gefährdung welche Ausrüstung zu tragen ist und unterteilt sie in drei Kategorien:

Neben der richtigen Risikokategorie ist es wichtig, auf die richtige Handschuhgröße zu achten. Die Verwendung zu großer Handschuhe kann das Unfallrisiko erhöhen. Das Größensystem in der folgenden Tabelle basiert auf der Handgröße, d. h. auf dem Umfang und der Länge der Hand.

Schutzhandschuhe gegen mechanische Risiken (DIN EN 388)

Für alle Tätigkeiten, die mit einem erheblichen Verletzungsrisiko verbunden sind, bei denen es also zu Schnittverletzungen, Quetschungen, Brüchen, starken Schürfungen, ... kommen kann, brauchen Sie Schutzhandschuhe der CE-Kategorie II, die die Anforderung der DIN EN 388 erfüllen.

Diese Schutzhandschuhe gegen mechanische Risiken sind mit dem Hammer-Piktogramm gekennzeichnet. Der bis zu sechsstellige Zahlencode unter dem Piktogramm zeigt an, was der jeweilige Handschuh leistet. Die genauen Werte finden Sie unten in der Tabelle.

Gut zu wissen:

Ein Handschuh gilt als "Schutzhandschuh gegen mechanische Risiken", wenn er mindestens in einer der ersten Ziffern einen Schutzlevel größer als Null erreicht hat. Bei der Kennung "0000" wäre es somit kein Schutzhandschuh gegen mechanische Risiken. Wenn einer der Leistungstests nicht durchgeführt wurde, wird das fehlende Testergebnis im Zahlencode durch ein "X" ersetzt.

Für den Umgang mit Kettensägen gibt es spezielle Schnittschutz-Handschuhe (Vorgaben definiert in EN 381). Sie sind mit dem Kettensägen-Piktogramm gekennzeichnet.


Schutzhandschuhe gegen thermische Risiken (DIN EN 407 Hitze, EN 511 Kälte)

Spezielle Schutzhandschuhe gegen thermische Risiken sorgen dafür, dass Sie auch bei extremer Hitze oder extremer Kälte sicher arbeiten können.

Hitzeschutz

Für die Schutzwirkung des Handschuhs ist es wichtig, ob es sich um Umgebungshitze handelt oder direkter Kontakt mit heißen Gegenständen besteht. Gefahren können durch Kontakt mit großer Hitze, verursacht durch Entflammen, Strahlung oder auf andere Weise entstehen.

Anforderungen an Handschuhe zum Schutz vor Hitze bzw. Flammen beschreibt die Norm DIN EN 407. Ab einer Temperatur von 100 °C treten thermische Risiken auf. Mit dem Flammen-Piktogramm gekennzeichnete Handschuhe bieten Schutz gegen eines oder mehrere thermische Risiken. Wovor der Handschuh schützt (Schutzklasse A−­­F) und bis zu welcher Schutzstufe (Level 1−4) gibt der Zahlencode an. Darüber hinaus müssen die Handschuhe hinsichtlich Abrieb- und Reißfestigkeit mindestens der EN 388 Leistungsstufe 1 entsprechen.

Was und wie wird in den verschiedenen Schutzklassen geprüft?

  • Brennverhalten Um das Brennverhalten eines Schutzhandschuhs zu testen, wird das Handschuhmaterial 15 Sekunden lang einer Gasflamme ausgesetzt und anschließend gemessen, wie lange es dauert bis es aufhört zu brennen. Hierbei dienen sowohl die Nachbrennzeit als auch die Nachglühzeit (beides in Sekunden) als Messindikatoren zur Einstufung des Handschuhs. Besteht die Gefahr, dass der Handschuh mit Feuer in Berührung kommt, muss er mindestens die Stufe 3 erreichen.
  • Kontaktwärme Bei diesem Test wird der Temperaturbereich (100−500 °C) gemessen, bei dem der Handschuh 15 Sekunden lang Schutz bietet, ohne dass sich die Innenseite des Handschuhs um mehr als 10 °C erhitzt.
  • Konvektionswärme Zur Bewertung der Konvektionswärme eines Schutzhandschuhs wird gemessen, wie lange der Handschuh der Hitzeübertragung von offenem Feuer standhalten kann, ohne dass die Temperatur der Innenseite um mehr als 24 °C steigt. Je länger ein Handschuh einen solchen Temperaturanstieg verhindern kann, desto höher seine Schutzstufe.
  • Strahlungswärme Für die Ermittlung der Resistenz gegenüber Strahlungswärme, wird der Handschuh einer Wärmestrahlung ausgesetzt und gemessen, wie lange es dauert, bis eine gewisse Wärmemenge in den Handschuh eingedrungen ist. Die Anzahl der Sekunden, in denen der Handschuh vor der Wärmestrahlung schützt, bestimmt seine Schutzstufe.
  • Beständigkeit gegen kleine Spritzer von geschmolzenem Metall Bei diesem Test wird gemessen, wie viele Tropfen geschmolzenes Metall benötigt werden, um die Temperatur zwischen dem Handschuhmaterial und der Haut um 40 °C zu erhöhen. Je mehr Tropfen nötig sind, desto höher die Schutzstufe.
  • Beständigkeit gegen große Mengen geschmolzenen Metalls Bei diesem Test wird eine künstliche Haut aus PVC auf der Innenseite des Handschuhmaterials befestigt und anschließend gemessen, wie viel Gramm geschmolzenen Eisens erforderlich sind, um die künstliche Haut zu beschädigen. Entflammt das Testmuster oder setzen sich Metalltropfen am Handschuhmaterial fest, gilt der Test als nicht bestanden.


Gut zu wissen:

Der Hitzeschutzhandschuh darf nicht mit Feuer in Berührung kommen, wenn er bei der Prüfung auf Entflammbarkeit nicht mindestens die Schutzstufe 3 erreicht.

Hitzeschutzhandschuhe, welche die Norm EN 407 erfüllen, sind nicht automatisch für extreme Fälle wie Brandbekämpfung oder Schweißarbeiten geeignet. Hierfür gilt z. B. die Norm EN 12477.


Kälteschutz

Bei der Auswahl eines Schutzhandschuhs gegen Kälte sollten Sie auch auf die Luftfeuchtigkeit und die Umgebungstemperatur achten. Wird der Handschuh nass, dann kann er seine isolierenden Eigenschaften verlieren.

Handschuhe, die Schutz gegen Kälte bieten, werden für zwei verschiedene Kältesituationen geprüft:
(A) durchdringende oder konvektive Kälte und (B) Kontaktkälte, d. h. direkter Kontakt mit kalten Gegenständen. Die Prüfung der Wasserdichtheit (C) wird durchgeführt, wenn dies relevant ist. Hier gibt es zwei Bewertungen: 0 und 1. Wenn nach 30 Minuten kein Wasser eingedrungen ist, wird der Handschuh mit einer 1 als letzte Zahl gekennzeichnet. Ansonsten ist die Bewertung 0.

Gut zu wissen:

Das Kristall-Piktogramm darf nur für Handschuhe verwendet werden, die mindestens Leistungsklasse 1 für Konvektionskälte oder Kontaktkälte erreicht haben. Ein X bedeutet, dass es nicht relevant ist, den Handschuh auf Wasserdichtheit zu prüfen. Alle Handschuhe müssen mindestens Leistungsklasse 1 für Abriebfestigkeit und Weiterreißfestigkeit nach EN 388 erreichen. Bei extremer Kälte sind die Anforderungen an die mechanische Beständigkeit strenger. Ab Stufe 2 müssen die Handschuhe mindestens die Leistungsklasse 2 für Abriebfestigkeit und Weiterreißfestigkeit erreichen.


Schutzhandschuhe gegen gefährliche Chemikalien und Mikroorganismen (DIN EN 374)

Chemikalienschutz

Vollwertige Chemikalienschutzhandschuhe sollen Ihre Hände in erster Linie vor Chemikalien schützen.

Sie sind der PSA-Kategorie III zugeordnet. Bei der unendlichen Anzahl von Chemikalien gibt es nicht

den einzigen Handschuh, der vor allen Flüssigkeiten schützt. Vielmehr muss von Fall zu Fall das optimale Produkt ermittelt werden. Ein vollwertiger Chemikalienschutz erreicht bei mindestens 3 von 12 gesetzlich festgelegten Prüfchemikalien einen Schutzindex von mindestens Klasse 2, d. h. eine Permeationszeit > 30 Minuten (Permeation = Durchdringung auf molekularer Ebene).

Handschuhe, die mit dem Erlenmeyerkolben gekennzeichnet sind, bieten einen vollwertigen Chemikalienschutz. Die Chemikalien vor denen der Handschuh schützt, sind mit einem Kennbuchstaben unterhalb des Piktogramms gekennzeichnet.

Ein Handschuh gilt als chemikalienbeständig, wenn ein Schutzindex von mindestens Klasse 2 (d. h. ≥ 30 Minuten) bei drei der Prüfchemikalien aus nachstehender Tabelle erreicht wird.

Schutz vor Mikroorganismen

Neben Chemikalien werden Schutzhandschuhe der Norm EN ISO 374 auch gegen Mikroorganismen getestet. Bestehen sie den Penetrationstest nach EN 374-2:2014, so gelten sie als geeignet zum Schutz gegen Bakterien und Pilze und erhalten zusätzlich zum Piktogramm mit dem Erlenmeyerkolben auch das Biogefahr-Piktogramm.

Unter Penetration versteht man das Eindringen einer Chemikalie in den Schutzhandschuh durch Schadstellen im Material oder durch die undichten Nähte. Die Penetration wird durch einen Luft- und/oder Wasserlecktest nach EN 374 Teil 2 ermittelt.

Ein gegen Bakterien resistenter Schutzhandschuh ist ein wasserdichter Handschuh, der maximal einen AQL-Wert von 1,5 beim Durchlässigkeitstest erreicht. Der AQL-Wert (AQL = Acceptable Quality Level) spiegelt eine vorgegebene Grenze, bzw. die Mindestanforderung an die Qualität wider.

Ist der Handschuh flüssigkeitsdicht und erreicht im Penetrationstest mindestens die Schutzstufe 2, dann gilt er als beständig gegenüber Mikroorganismen und darf das Piktogramm „Schutz vor bakteriologischer Kontamination“ (Biogefahr-Piktogramm) tragen.

Handschuhe, die neben Bakterien und Pilzen auch noch gegen Viren schützen, sind durch das Wort „VIRUS“ unterhalb des Piktogramms gekennzeichnet.

Zum Handschutz im Webshop


Ausführliche Erläuterung der CE-Kategorien

Minimale Risiken ­­­­− Kennzeichnung CE I

Produkte der Kategorie I dienen zum Schutz des Anwenders vor minimalen Risiken. Typische Anwendungsbeispiele für Produkte dieser Kategorie sind einfache Reinigungsarbeiten oder Gartenarbeit.

Mittlere Risiken − Kennzeichnung CE II

Dieser Kategorie werden alle Schutzhandschuhe zugeordnet, die weder in die Kategorie I, noch in die Kategorie III fallen. Handschuhe dieser Kategorie wurden auf ihre Schutzwirkung gegen mechanische Risiken gemäß der Norm EN 388 getestet. Zusätzlich zum CE-Zeichen werden Handschuhe der Kategorie II  durch spezifische Piktogramme gekennzeichnet.

Komplexe Risiken − Kennzeichnung CE III

Handschuhe dieser Kategorie dienen zum Schutz vor hohen Risiken (irreversible Schäden und tödliche Gefahren). Typische Anwendungsbeispiele für Produkte dieser Kategorie sind Tätigkeiten mit Chemikalien oder bei extremen Temperaturen.

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